US-Wahlen 2024: Makro-, geopolitische und Investitionsperspektiven / Teaser zum aktuellen Research Paper des Amundi Investment Institute Donnerstag, 24. Oktober 2024 - 11:56
Sehr geehrte Damen und Herren Die US-Wahlen rücken näher, und die Märkte konzentrieren sich zunehmend auf die Programme der Kandidaten und ihre Auswirkungen auf Konjunktur und Börsen. Monica Defend, Head of Amundi Investment Institute, und Vincent Mortier, Group CIO, Amundi, haben die jeweiligen Pläne verglichen und die wichtigsten Erkenntnisse für Investoren im Themenpapier „2024 US elections: macro, geopolitical, and investment perspectives“ zusammengefasst. Wir haben die Einschätzungen für Sie in gekürzter Form übersetzt und wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre. Schöne Grüsse Anette Walker
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Von Monica Defend, Head of Amundi Investment Institute, und Vincent Mortier, Group CIO, Amundi US-Wahlen 2024: Makro-, geopolitische und Investitionsperspektiven Unser Fazit vorweg: Anlegerinnen und Anleger sollten die US-Wahlen nutzen, um kurzfristige Chancen in einzelnen Sektoren mit langfristigen Inflationsrisiken abzuwägen. Gleichzeitig sollten sie geopolitische Verschiebungen im Auge behalten, die die Marktdynamik neu beeinflussen könnten. Aus Anlegerperspektive sind die Einstellungen der Kandidaten zur Zollpolitik besonders relevant. Eine Trump-Regierung, die auf eine Verschärfung der Zölle setzt, würde ein höheres Risiko wirtschaftlicher Störungen mit sich bringen – zum Beispiel durch Gegenreaktionen – und könnte politische Allianzen belasten. Im Vergleich dazu wäre eine Harris-Regierung vermutlich weniger disruptiv und könnte konkurrierende Mächte enger zusammenbringen. Aus unserer Sicht dürften sich die unterschiedlichen politischen Pläne vor allem auf fünf Bereiche auswirken:
Steuerpolitik und US-Wirtschaftswachstum Kamala Harris möchte die Körperschaftssteuer von 21% auf 28% anheben und zudem eine Vermögenssteuer sowie eine Steuer auf nicht realisierte Kapitalgewinne einführen – diese Pläne könnten aber schwer umzusetzen sein. Außerdem schlägt sie vor, die Preise für einige Waren und Dienstleistungen zu regulieren, um „Abzocke“ einzuschränken. In ihren Plänen zu den Sozialausgaben werden nur Fokusbereiche genannt, nicht aber die Beträge, mit denen zu rechnen ist. Nimmt man ihre Pläne für bare Münze, so schätzen Ökonomen, dass eine Harris-Regierung nur eine marginale Auswirkung auf das Wachstum hätte. In den nächsten zehn Jahren wird das US-Trendwachstum geschätzt bei etwa 2% pro Jahr liegen – weitgehend bestimmt durch Demografie und Produktivität. Auch Donald Trump nennt keine Details, wie stark die Staatsausgaben gekürzt werden sollen oder wie viel Einnahmen durch höhere Importzölle erzielt werden können. Sein Vorschlag, den Körperschaftssteuersatz von 21% auf 15% zu senken, könnte etwa 800 Mrd. USD kosten. Dieses Programm – wiederum wörtlich genommen – würde das Wirtschaftswachstum wohl in einer Größenordnung von 0,5-0,8% pro Jahr abschwächen. Dabei ist es schwierig, einen positiven Wachstumsschub durch die Deregulierung zu bewerten. Eine vollständige Umsetzung seines Zollprogramms würde das durchschnittliche verfügbare Einkommen in den USA um 5% reduzieren und sich zudem auf viele andere Länder negativ auswirken.
US-Aktien Der Aktienmarkt dürfte Trump gegenüber Harris vorziehen. Auch kleine US-Unternehmen favorisieren Donald Trump. Die von der National Federation of Independent Business (NFIB) seit Mitte der 1970er Jahre durchgeführte Geschäftsoptimismus-Umfrage zeigt seit Barack Obama eine Präferenz für die Politik der Republikaner. Während sich Kleinunternehmen unter Obama und Biden sehr pessimistisch zeigten, erreichte der Optimismus während Trumps erster Präsidentschaft den bislang höchsten Durchschnittswert. Allerdings ist es schwer zu sagen, warum es kleinen Unternehmen unter den letzten beiden demokratischen Präsidenten an Vertrauen gefehlt hat. Ein Grund dafür könnte die Angst vor Regulierung – oder die Hoffnung auf Deregulierung – sein. An den Aktienmärkten beginnt sich diese Veränderung widerzuspiegeln. Die prozentuale Wertentwicklung des Russell 2000 Index, der die 2.000 kleinsten US-Unternehmen des Russell 3000 Index abbildet, und die der großen US-Unternehmen im S&P 500 verlief seit Ronald Reagan ähnlich. Unter Joe Biden ist der Abstand jedoch auffallend groß. Eine Rückkehr Donald Trumps könnte daher das Vertrauen der Kleinunternehmen stärken und ihren Performance-Rückstand auf Großunternehmen verringern. Auf Ebene der Branchen könnte Trumps Deregulierung die Banken unterstützen und die M&A-Aktivitäten ankurbeln, während die zu erwartende positive Marktstimmung den Konsumaktien helfen könnte. Demgegenüber könnte eine Harris-Präsidentschaft saubere Energie und Elektrofahrzeuge sowie das Gesundheitswesen begünstigen.
Schwellenländer Für die Schwellenländer wird vor allem die zukünftige Zollpolitik der USA von Bedeutung sein. Harris' Politik wäre generell günstiger für das Wachstum der Schwellenländer, vor allem weil sich unter ihr Chinas Wirtschaft besser entwickeln dürfte. Trumps Politik dagegen könnte das Wachstum der Schwellenländer, insbesondere in Asien, zunächst bremsen und die Inflation in die Höhe treiben. Besonders negativ wären die Auswirkungen zum Beispiel für Taiwan, Thailand und insbesondere China, weniger dagegen für Malaysia und Indien. Mexiko und auch Ungarn allerdings könnten von Trumps Handelspolitik profitieren. Im Gegensatz dazu dürften unter einer Harris-Regierung das Wachstum in den Schwellenländern höher und die Inflationsschwankungen geringer ausfallen – vor allem aufgrund einer kooperativeren Haltung im Welthandel und der Betonung wirtschaftlicher Stabilität, aber auch durch Investitionen in grüne Energie und die Entwicklung der Infrastruktur.
Inflationserwartungen und Anleihemärkte Für Anleiheinvestoren gibt es zwei Kernfragen: Wie wirkt sich die zukünftige US-Politik erstens auf die Wachstums- und Inflationsaussichten aus? Und wie geht sie zweitens mit dem Haushaltsdefizit um? Nach Einschätzung unserer Ökonomen wird sich das US-Defizit vergrößern, sofern eine der beiden Parteien die Wahl eindeutig gewinnt und sowohl das Weiße Haus als auch beide Häuser des Kongresses erobern kann. Falls die Republikaner die Mehrheit erzielen, dürften sowohl das Defizit als auch die Inflation sogar noch stärker steigen. Aber selbst mit einem demokratischen Repräsentantenhaus würde eine zweite Amtszeit von Donald Trump wahrscheinlich die Inflation anheizen, da der Präsident in der Lage wäre, Zölle zu erheben, zumindest gegenüber China. Anleiheinvestoren sollten sich dieses Risikos besonders bewusst sein.
US-Dollar Unabhängig vom Ausgang der Wahlen ist unserer Ansicht nach ein erheblicher Anstieg der Risikoprämie erforderlich, um den US-Dollar von seinem derzeitigen Niveau aus zu stützen. Wir glauben, dass der Dollar in einen strukturellen Abwärtstrend eingetreten ist, den nur eine harte Handelspolitik oder eine starke Beschleunigung der US-Inflation verzögern oder sogar umkehren kann. Im Moment ist weder im Trump- noch im Harris-Szenario zu erkennen, warum die US-Notenbank von ihrem aktuellen Lockerungskurs abweichen sollte – vor allem, wenn man bedenkt, wie gefährlich ein Hochzinsregime für die Staatsfinanzen wäre. Eine lockernde Fed, die im Einklang mit anderen großen Zentralbanken steht, wird die jüngste Stärke des Dollars möglicherweise nicht allzu lange aufrechterhalten. Das könnte sich jedoch schnell ändern, wenn die neue Regierung die steigende Verschuldung ignoriert und protektionistischer wird. Aus unserer Sicht dürfte sich der US-Dollar unter Donald Trump wahrscheinlich stärker entwickeln. Bei einer geteilten Regierung ist damit zu rechnen, dass Trump aufgrund der innenpolitischen Herausforderungen in der Handelspolitik umso härter auftritt. Als Folge könnten die USA angesichts der Art ihrer Wirtschaft – die im Vergleich zum Rest der Welt geschlossener ist – am Ende stärker isoliert werden. Sollten die Republikaner auch den Kongress gewinnen, könnte der Dollar aufgrund der Erwartung einer leichteren fiskalischen und strafferen geldpolitischen Reaktion zunächst zulegen. In einem Harris-Szenario erkennen wir dagegen wenig Anhaltspunkte, die den Dollar stützen könnten. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen und eine weniger feindselige Haltung hinsichtlich Handel und Zöllen unter Harris, zusammen mit einer lockeren Geldpolitik, sprechen für eine Dollarabwertung.
Quelleninformationen und weitere Angaben finden Sie im aktuellen Thematic Paper sowie im Amundi Research Center.
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Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management und sind Stand 23. Oktober 2024 (Stand der Veröffentlichung des Research). Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.
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Anette Walker
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