Publiziert in: Marktpuls, Unternehmen
Frei

BR - Schweizer Exportwirtschaft von US-Zollerhöhungen betroffen Donnerstag, 03. April 2025 - 17:15

Bern, 03.04.2025 - Der Bundesrat hat am 3. April 2025 von den Ankündigungen der US-Regierung Kenntnis genommen. Diese umfassen weitreichende Zölle und betreffen alle Handelspartner der USA einschliesslich die Schweiz. Der Bundesrat wird die Massnahmen und deren Auswirkungen auf die Schweiz vertieft analysieren. Er steht im Kontakt mit den betroffenen Branchen sowie den US-Behörden. Der Bundesrat beauftragt das WBF, Vorbereitungsarbeiten zu einer möglichen Lösung mit den USA aufzunehmen.

Die von der US-Regierung angekündigten Zölle variieren je nach Handelspartner basierend auf den Handelsdefiziten. Gemäss Ankündigung sollen gegen alle Schweizer Güterexporte 31 oder 32 Prozent Zölle beim Import in die USA fällig werden. Damit ist die Schweiz im Vergleich zu anderen US-Handelspartnern mit ähnlicher Wirtschaftsstruktur (EU: 20%, UK: 10%, Japan: 24%) mit besonders hohen Zusatzzöllen konfrontiert. Die Berechnungen der US-Regierung sind für den Bundesrat nicht nachvollziehbar. Der Bundesrat wird in kommenden Kontakten mit den US-Behörden allfällige Missverständnisse ausräumen und sich für eine Lösung einsetzen.

Schweizer Exporte werden voraussichtlich ab dem 5. April 2025 mit Zusatzzöllen von 10% und ab dem 9. April 2025 mit weiteren 21% belastet. Von diesen Zöllen sind wichtige Exportprodukte wie Maschinen, Uhren und landwirtschaftliche Güter (Kaffeekapseln, Energydrinks, Käse, Schokolade) betroffen. Für Exporte der Pharmaindustrie sind gegenwärtig keine Zusatzzölle vorgesehen, wobei hier separate Beschlüsse angekündigt wurden.

Konjunkturelle Risiken

In ihrer Prognose vom 18. März 2025 erwartete die Expertengruppe Konjunkturprognosen für 2025 und für 2026 ein unterdurchschnittliches Wachstum der Schweizer Wirtschaft. Mit den von der US-Regierung am 2. April 2025 angekündigten Zöllen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Konjunktur schwächer entwickelt als im März prognostiziert.

Dies nicht nur aufgrund der Zölle auf Schweizer Exporte, sondern auch wegen der zu erwartenden internationalen Wirtschaftsentwicklung.

Der Bundesrat beauftragt das SECO, die Auswirkungen der Zölle vertieft zu analysieren, die weiteren Entwicklungen aufmerksam zu beobachten und je nach Betroffenheit der Schweiz geeignete Massnahmen vorzuschlagen.

Betroffene Unternehmen sollten sich für verbindliche Auskünfte zur Ausgestaltung und Anwendung der Zölle direkt an die zuständigen US-Behörden wenden (US Customs and Border Protection, www.cbp.gov/trade). Unternehmen wird auch empfohlen, mit den Importeuren und Zollagenten in den USA sowie mit den Wirtschaftsverbänden Kontakt aufzunehmen. Schweizer Exportunternehmen steht auch die ExportHelp von S-GE zur Verfügung.

Bisherige Handelspolitik Schweiz - USA

Als mittelgrosse und stark handelsabhängige Volkswirtschaft setzt sich die Schweiz für offene Märkte, stabile Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit ein. Die USA sind nach der EU der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz. Der bilaterale Waren- und Dienstleistungshandel entwickelte sich in den letzten Jahren dynamisch. Die bilaterale Handelsbilanz ist relativ ausgeglichen - die USA haben einen Überschuss bei Dienstleistungsexporten, die Schweiz bei Warenexporten.

Der Warenexportüberschuss der Schweiz ist nicht in «unfairen» Handelspraktiken begründet. Die Schweiz hat alle Industriezölle per 1. Januar 2024 abgeschafft. 99 Prozent aller Waren aus den USA können somit zollfrei in die Schweiz importiert werden. Die Schweiz praktiziert keine marktverzerrenden Industriesubventionen. Der Warenhandelsüberschuss kann hauptsächlich auf die Exporte der chemisch-pharmazeutischen Industrie und den Goldhandel zurückgeführt werden. Die USA sind das grösste Zielland von Schweizer Direktinvestitionen.

Die Schweiz und die USA sind enge Wirtschaftspartner. Der bilaterale Handel hat sich in den letzten zwanzig Jahren vervierfacht. Die Schweiz belegt Rang sechs unter den ausländischen Investoren in den USA und Rang eins für Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung. Sie verfügt in der chemisch-pharmazeutischen Industrie seit Jahrzehnten über eine Spezialisierung und investiert dem entsprechend sehr viel in Forschung und Entwicklung in den USA. Der Bundesrat will die dynamische bilaterale Wirtschaftsbeziehung bewahren und setzt sich weiterhin für offene Märkte ein.

Eine Zunahme der handelspolitischen Spannungen ist nicht im Interesse der Schweiz. Gegenmassnahmen gegen US-Zollerhöhungen wären mit Kosten für die Schweizer Volkswirtschaft verbunden, namentlich durch eine Verteuerung von Importen aus den USA.  Der Bundesrat sieht deshalb zurzeit keine Gegenmassnahmen vor.

Im Sinne seiner aussenpolitischen- und aussenwirtschaftspolitischen Strategien wird sich der Bundesrat weiterhin für diversifizierten Handelsbeziehungen mit allen internationalen Partnern einsetzen.

Adresse für Rückfragen

Kommunikationsdienst GS-WBF
info@gs-wbf.admin.ch
+41 58 462 20 07

Herausgeber

Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html 

Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung
http://www.wbf.admin.ch 

Eidgenössisches Finanzdepartement
https://www.efd.admin.ch/de 

Staatssekretariat für internationale Finanzfragen
http://www.sif.admin.ch