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Roche-Studie: Avastin als Zusatz zu Bestrahlung und Chemotherapie verlängerte die Überlebenszeit ohne Fortschreiten der Erkrankung bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom Montag, 19. November 2012 - 05:32

Basel, den 17. November 2012

Roche-Studie: Avastin als Zusatz zu Bestrahlung und Chemotherapie verlängerte die Überlebenszeit ohne Fortschreiten der Erkrankung bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom

Roche (SIX: RO, ROG; OTCQX: RHHBY) gab heute die Resultate der positiven Phase-III-Studie AVAglio bekannt. Die Studie zeigte, dass Avastin (Bevacizumab) in Kombination mit Bestrahlung und Temozolomid-Chemotherapie das Risiko des Fortschreitens der Erkrankung oder des Versterbens (progressionsfreies Überleben, PFS) bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom, der häufigsten und aggressivsten Form von primären Hirntumoren, um 36 Prozent verringerte, verglichen mit der Behandlung mit Bestrahlung und Temozolomid-Chemotherapie plus Placebo (HR = 0,64; p < 0,0001). Ein koprimärer Endpunkt der Studie war das von den Prüfärzten beurteilte progressionsfreie Überleben (PFS). Die Zwischenresultate für das Gesamtüberleben (OS), den zweiten koprimären Endpunkt der Studie, erreichten keine statistische Signifikanz (HR = 0,89; p = 0,2135). Die endgültigen Daten für das Gesamtüberleben werden für 2013 erwartet. Die Studiendaten wurden auf der 17. Jahrestagung der Society for Neuro-Oncology in Washington D.C., USA, vorgestellt.

Es wurden keine neuen Sicherheitsbefunde in der AVAglio-Studie beobachtet, und die Nebenwirkungen entsprachen denen in früheren Studien mit Avastin bei verschiedenen Tumorarten in den zugelassenen Indikationen.

„Für Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom stehen nur wenige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, weshalb neue Medikamente benötigt werden,“ so Hal Barron, Chief Medical Officer und Leiter der globalen Produktentwicklung bei Roche. „Ein wichtiges Resultat der AVAglio-Studie war, dass Patienten, die Avastin plus Bestrahlung und Chemotherapie erhielten, signifikant länger lebten, ohne dass ihre Erkrankung weiter fortschritt. Wir planen diese Daten mit den Zulassungsbehörden zu besprechen.“

Avastin ist zurzeit in den USA und fast 40 weiteren Ländern weltweit als Monotherapie für die Behandlung des Glioblastoms und in einigen Ländern in Kombination mit Irinotecan für erwachsene Patienten mit fortschreitender Erkrankung nach einer vorhergehenden Behandlung (Rezidivtherapie) zugelassen. Die Zulassung in den USA wurde im Rahmen des beschleunigten Zulassungsverfahrens der Food and Drug Administration (FDA) erteilt.

Die Resultate der Phase-III-Studie AVAglio wurden in der Plenarsitzung 5 vom leitenden Prüfarzt der Studie, Professor Olivier Chinot, Präsident der Association des Neuro-Oncologue d'Expression Française (ANOEF), Leiter der Abteilung für Neuroonkologie des Universitätskrankenhauses Timone, Marseille, Frankreich, vorgestellt (Abstract OT-03, Samstag, den 17. November, 10:45 Uhr).

Resultate der AVAglio-Studie

Primäre Endpunkte:

  • Die 36-prozentige Reduktion des Risikos für das Fortschreiten der Erkrankung oder das Versterben entspricht einer 56-prozentigen Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) (HR = 0,64; p < 0,0001).
  • Eine Verlängerung des medianen PFS um 4,4 Monate wurde bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom unter Behandlung mit Avastin in Kombination mit Bestrahlung und Chemotherapie beobachtet, verglichen mit Patienten, die mit Bestrahlung, Chemotherapie und Placebo behandelt wurden (10,6 Monate vs. 6,2 Monate, p < 0,0001).
  • Die Zwischenresultate für das Gesamtüberleben erreichten keine statistische Signifikanz (HR = 0,89; p = 0,2135). Die endgültigen Daten für das Gesamtüberleben werden für 2013 erwartet.

Sekundäre Endpunkte:

  • Die Beurteilung des progressionsfreien Überlebens (PFS) durch ein unabhängiges Prüfungsgremium zeigte eine 39-prozentige Reduktion des Risikos für das Fortschreiten der Erkrankung oder das Versterben. Dies entspricht einer 64-prozentigen Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (HR = 0,61; p < 0,0001). Dieses Resultat stimmt mit der von den Prüfärzten beurteilten Grössenordnung des Nutzens überein.
  • Die Einjahres-Überlebensrate betrug 66 Prozent für die Gruppe mit Placebo und 72 Prozent für die Gruppe mit Avastin (p = 0,052).
  • Die Studie zeigte ausserdem, dass während der progressionsfreien Zeit sowohl die Selbstständigkeit (funktionelle Unabhängigkeit) der Patienten als auch eine Reihe von relevanten Messgrössen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität aufrechterhalten wurden. Dies unterstreicht die Bedeutung einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit für die Patienten. Ein zusätzlicher Vorteil war, dass die Patienten in der Gruppe mit Avastin infolge des verlängerten progressionsfreien Überlebens weniger Corticosteroide benötigten.

Über die AVAglio-Studie

Bei der AVAglio-Studie handelt es sich um eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit und des Sicherheitsprofils von Avastin in Kombination mit Bestrahlung und Temozolomid-Chemotherapie nach einer Operation oder Biopsie bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom. Die Patienten wurden für eine der folgenden beiden Behandlungen randomisiert:

  • Avastin plus Bestrahlung und Temozolomid-Chemotherapie für sechs Wochen, gefolgt von einer vierwöchigen Therapiepause. Anschliessend erhielten die Patienten Avastin und Temozolomid für bis zu sechs Zyklen, gefolgt von Avastin allein bis zum Fortschreiten der Erkrankung.
  • Bestrahlung, Temozolomid und Placebo für sechs Wochen, gefolgt von einer vierwöchigen Therapiepause. Anschliessend erhielten die Patienten Temozolomid und Placebo für bis zu sechs Zyklen, gefolgt von Placebo bis zum Fortschreiten der Erkrankung.

Die beiden primären Endpunkte der Studie waren von den Prüfärzten beurteiltes Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben. Sekundäre Endpunkte waren: Von einem unabhängigen Prüfungsgremium beurteiltes progressionsfreies Überleben, Ein- und Zweijahres-Überlebensraten, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Sicherheitsprofil. Durch das Erreichen der Kriterien für den koprimären Endpunkt, das progressionsfreie Überleben, ist AVAglio die erste positive Phase-III-Studie bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom seit 2005.

Über das Glioblastom

Das Gliom (Gliazelltumor) ist die häufigste Form von malignen primären Hirntumoren (Tumoren, die im Gehirn entstehen) und macht rund ein Drittel aller diagnostizierten Fälle aus.1Das Glioblastom (oder Glioblastoma multiforme, GBM) ist die häufigste und aggressivste Form der Gliome.1 Die weltweite Inzidenz des GBM beträgt rund 3 bis 4 Fälle pro 100’000 Menschen jährlich.2 Dies bedeutet, dass jedes Jahr bei schätzungsweise 240’000 Patienten weltweit ein GBM diagnostiziert wird. Von Avastin verspricht man sich in der Behandlung des Glioblastoms besonders viel, da diese Tumoren mit die höchsten Konzentrationen des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (VEGF) aller soliden Tumoren aufweisen.

Avastin: Mehr als acht Jahre Wandel in der Krebsbehandlung

Mit der Erstzulassung in den USA für fortgeschrittenen Dickdarm- bzw. Enddarmkrebs im Jahr 2004 war Avastin das erste antiangiogen wirkende Krebsmedikament, das für die Behandlung eines grösseren Kreises von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs zur Verfügung stand.

Auch heute noch revolutioniert Avastin die Krebsbehandlung durch nachgewiesene Überlebensvorteile (Gesamtüberleben und/oder progressionsfreies Überleben) bei verschiedenen Tumorarten. Avastin ist in Europa zur Behandlung fortgeschrittener Stadien von Brustkrebs, Dickdarm- bzw. Enddarmkrebs, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, Nierenkrebs und Eierstockkrebs zugelassen. Ausserdem steht Avastin in den USA zur Behandlung von Dickdarm- bzw. Enddarmkrebs, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und Nierenkrebs zur Verfügung. Zudem ist Avastin in den USA und fast 40 weiteren Ländern weltweit auch für die Behandlung von Patienten mit fortschreitendem Glioblastom nach einer ersten Behandlung zugelassen. In Japan ist Avastin für die Behandlung fortgeschrittener Stadien von Dickdarm- bzw. Enddarmkrebs, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und Brustkrebs zugelassen. Avastin ist das einzige verfügbare antiangiogen wirkende Medikament zur Behandlung dieser zahlreichen fortgeschrittenen Krebsarten, die jedes Jahr für über 2,5 Millionen Todesfälle verantwortlich sind.

Avastin hat die antiangiogene Therapie zu einem Grundpfeiler der heutigen Krebsbehandlung gemacht – über eine Million Patienten wurden bislang bereits mit Avastin behandelt. In einem umfassenden klinischen Studienprogramm mit mehr als 500 laufenden klinischen Prüfungen wird die Anwendung von Avastin bei über 50 Tumorarten untersucht.

Avastin: Wirkungsweise

Ohne unabhängige Blutversorgung kann ein Tumor nicht über eine bestimmte Grösse (2 mm) hinaus wachsen und nicht in andere Regionen des Körpers streuen (Metastasen bilden). Tumoren entwickeln ihre eigene Blutversorgung durch die Bildung neuer Blutgefässe, die als Angiogenese bezeichnet wird. Bei diesem Vorgang wird der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) freigesetzt, der eine Schlüsselrolle für das Tumorwachstum spielt. Avastin ist ein Antikörper, der präzise und zielgerichtet den VEGF hemmt und auf diese Weise hilft, den Tumor langfristig unter Kontrolle zu halten. Aufgrund seiner gezielten VEGF-Hemmung kann Avastin mit einem breiten Spektrum verschiedener Chemotherapien und anderer Krebsbehandlungen effektiv kombiniert werden, ohne die Nebenwirkungen dieser Therapien wesentlich zu verstärken.

Über Roche

Roche mit Hauptsitz in Basel, Schweiz, ein führendes, forschungsorientiertes Unternehmen, ist spezialisiert auf die beiden Geschäfte Pharma und Diagnostics. Als weltweit grösstes Biotech-Unternehmen entwickelt Roche klinisch differenzierte Medikamente für die Onkologie, Virologie, Entzündungs- und Stoffwechselkrankheiten und Erkrankungen des Zentralnervensystems. Roche, ein Pionier im Diabetesmanagement, ist auch der weltweit bedeutendste Anbieter von In-vitro-Diagnostik und gewebebasierten Krebstests. Medikamente und Diagnostika, welche die Gesundheit, die Lebensqualität und die Überlebenschancen von Patienten entscheidend verbessern, sind das strategische Ziel der personalisierten Medizin von Roche. 2011 beschäftigte Roche weltweit über 80’000 Mitarbeitende und investierte mehr als 8 Milliarden Franken in die Forschung und Entwicklung. Der Konzern erzielte einen Umsatz von 42,5 Milliarden Franken. Genentech, USA, gehört vollständig zur Roche-Gruppe. An Chugai Pharmaceutical, Japan, hält Roche die Mehrheitsbeteiligung. Für weitere Informationen: www.roche.com.

Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.

Literatur 1) Central Brain Tumor Registry of the United States (CBTRUS) 2012. CBTRUS Statistical Report: Primary Brain and Central Nervous System Tumors Diagnosed in the United States in 2004–2008 (Revised March 23, 2012). http://www.cbtrus.org/reports/reports.html. Last accessed 1 August 2012. 2) Parkin DM, Whelan SL, Ferlay J, et al. Cancer Incidence in Five Continents. Vol. VIII. Lyon, France: International Agency for Research on Cancer Scientific Publications No. 155, 2002.